„Apps werden integraler Bestandteil unseres Lebens“

„Lohnen nicht“, „viel zu teuer und aufwändig“, hört man oft in Verlagen. In einem Interview mit dem Buchreport hält Dr. Martina Steinröder  dagegen: Apps sind als Bestandteil eines strategisch orientierten Gesamtportfolios der Verlage unverzichtbar.Apps? „Lohnen nicht“, „viel zu teuer und aufwändig“, hört man oft in Verlagen. Was halten Sie dagegen?So wie Apps heute von vielen Verlagen konzipiert werden – nach dem Motto „Wir brauchen auch mal eine App“ – lohnen sich Apps tatsächlich nicht. Apps lohnen sich, wenn sie als Bestandteil eines strategisch orientierten Gesamtportfolios betrachtet werden. Dann werden Apps zu einem zentralen Erfolgsfaktor. Nicht zu vergessen ist, dass 50% aller Online-Nutzer mobil ins Internet gehen und davon 86% über Apps. Wer also digitale Angebote machen will, kommt an Apps gar nicht vorbei. Wo sehen Sie ein Best-practice-Beispiel?Viel lernen kann man natürlich von Games, z.B. „Clash of Clans“ ober „Candy Crush“, die umsatzstärksten Angebote in den App-Stores, die sehr gut bei der Internationalisierung des Angebotes und bei der, wirklich gnadenlosen, In-App-Vermarktung sind. Die Pixie-Apps von Carlsen zeigen, wie gerade Verlage mit skalierbaren Konzepten erfolgreich sein können. Sehr gut finde ich auch das App-Portfolio von Runtastic, das als Teil des gesamten Angebotes zu sehen ist. Und natürlich gibt vor allem sehr gute funktionsorientierte Apps, die die Möglichkeiten des Smartphones voll ausspielen, wie „Peakfinder Alps“. Ist HTML5 eine gute Alternative zu Apps im Appstore?Da scheiden sich ja die Geister. Ich denke, dass Apps zunehmend die Funktionalitäten, die Smartphones bieten, nutzen müssen. Das spricht dann für native Apps. Wenn Sie aber ein stark Content-orientiertes Angebot haben, wie es ja in Verlagen häufig gegeben ist, kann eine hybride App mit HTML5 durchaus Sinn machen, da so der Entwicklungsaufwand für die unterschiedlichen Betriebssysteme verringert wird. Wo sehen Sie interessante App-Trend für morgen? Gehört Augmented Reality dazu?Augmented Reality-Apps sind ganz interessant und können gerade im crossmedialen Bereich gut eingesetzt werden. Gräfe und Unzer bietet z.B. für seine Kochbücher die Möglichkeit, über eine AR-App Rezepte aus diversen Kochbüchern zu sammeln und zu verwalten. Ich denke aber, der ganz große Trend liegt bei der Sammlung und Auswertung persönlicher Daten auch in Kombination mit Wearables, wie Fitnessarmbänder und Smartwatches, und dem Internet of Things, z.B. Waagen, Zahnbürsten oder Blutdruckmessgeräten, die ihre Daten auf das Smartphone spielen. Gerade im Bereich Gesundheit tut sich hier sehr viel. Apple bietet die App „Health-Kit“ zum Datensammeln, Android hat „Google Fit“.Was bringt das konkret?Mitarbeiter im amerikanischen Gesundheitsministerium nutzen zur Zeit eine App, die ihren Fitness-Status kontrolliert und z.B. vor Betreten des Fahrstuhl mahnt, doch lieber die Treppe zu nehmen, darauf hinweist, dass man schon seit drei Tagen nicht mehr Joggen war oder bei Annäherung an einen Automaten mit Süßigkeiten fragt, ob man das jetzt wirklich essen will. Dies wird übrigens im Zusammenspiel mit „Beacons“, Minisendern, die im Gebäude installiert werden, ermöglicht. Hier sind wir gerade am Anfang einer Entwicklung, die dazu führen wird, dass das Smartphone mit seinen Apps integraler Bestandteil unseres Lebens wird. Für Fach- und Ratgeber-Verlage interessant ist die Frage, welche Konsequenzen aus den gesammelten Daten gezogen werden und welche Empfehlungen für die Nutzer daraus abgeleitet werden. Übrigens: Das Thema Datenschutz spielt bisher bei diesen Apps eine viel zu geringe Rolle.Quelle: Buchreport